Freitag, 12. März 2010

If you can make it there...

Yep, das war's. Mein Abenteuer am grossen Apfel neigt sich steil dem Ende zu. Meine letzten zwei Stunden im Buero sind angebrochen, danach werde ich - nicht mehr allein - in ein neues Abenteuer springen: San Francisco, California!

Nachdem ich zum Abschluss noch ein Rundum-BROADWAY-Erlebnis hatte, ist meine To-Do-Liste fast abgehakt. Nach einem Wein im Sardi's ging es ins Al Hirschfeld Theatre zu HAIR. Auch wenn die Schauspieler, die erst am vergangenen Wochenende das urspruengliche Ensemble ersetzt haben, nicht ueberragend waren, war die Show doch einzigartig. Die Lieder, die Kleider, das Lebensgefuehl...und die Blumen natuerlich - hach! Die beste Vorbereitung also, um gen Westen zu reisen, bevor ich noch vor April wieder "tief im Westen" sein werde...


Liebe Gruesse an meine fleissigen Leser! Danke fuer euer Feedback.

Bye bye und bis bald.
Julia

Donnerstag, 11. März 2010

Beim Cosmo an der Bar

Gestern Abend habe ich einen (passend zum Tag) sehr New York-typischen Feierabend verbracht. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und einer ehemaligen Kollegin des Bueros bin ich auf einen Cosmopolitan in eine Bar an der 9th Avenue gegangen (how much Sex-and-the-City am I?). Den (unfassbar suessen und pinken) Drink trinkend und ein bisschen Barfood snackend haben wir uns ueber Gott und die Welt, ueber amerikanische Sitten und darueber, dass es in London und Berlin tatsaechlich kein gescheites Eiswasser - und angeblich auch keinen richtigen Ketchup - gibt (man hoere und staune :D), unterhalten.

Viele, die in den grossen Buerogebaeuden sitzen und womoeglich eine Stunde oder laenger nach Hause fahren, nutzen eine solche Gelegenheit "to catch up" mit den Kollegen. Bei einem Bier oder einem Cocktail faellt es etwas leichter, aus Kollegen Freunde zu machen, als tagsueber im Buero. Die meisten sind ja zugezogen und kennen kaum jemanden in der Stadt - so ist der Bartalk eine beliebte Form des Socialising. Und fuer mich natuerlich ein schoener Einblick in das alltaegliche amerikanische (oder besser new yorkanische) Leben. Auch ich hatte endlich Gelegenheit, diejenigen, die ich bisher nicht so viel gesprochen hatte, naeher kennenzulernen.

Und eins wurde uns ploetzlich bewusst: Ich bin schon vier Wochen hier. Das heisst, das Abenteuer New York endet fuer mich am Freitag. Die Zeit ist unfassbar schnell vorbeigegangen. Ich habe so viel gesehen, neue Perspektiven gewonnen, gesehen, was hier aehnlich funktioniert wie in Deutschland und was ganz anders ist. Ich konnte meinen Beruf von einer anderen Seite betrachten und sehen, welche Herausforderungen eine Agentur am Big Apple zu meistern hat. Ich habe das alltaegliche Leben gelebt und gleichzeitig ein breites Spektrum an echten Sehenswuerdigkeiten erwandert. Und ich habe viele interessante Menschen getroffen, viele Gespraeche gefuehrt und andere Lebensweisen kennengelernt. Irgendwie bin ich ein Teil dieser Stadt geworden... (sehr pathetisch, nicht wahr? Naja, everything's big in America.)

Und wie heisst es so schoen: Niemals geht man so ganz...

Gruss,
J

Mittwoch, 10. März 2010

Schuhkontrolle

Heute mal wieder eine allgemeine Beobachtung. In meiner Mittagspause bin ich zwei Blocks vom Buero entfernt zu einem kleinen Suppen-Imbiss gegangen. In New York dreht sich alles um Suppen. Sandwiches und Suppen. Aber davon wollte ich nicht erzaehlen (obwohl meine "Three Lentil Chilli Soup" wirklich delicious war).

Vielmehr startet meine Beobachtung an meinen Fuessen (ich weiss, ich habe schon einmal ueber Stiefel geschrieben, aber wer mich kennt, weiss, ich bin nun wirklich kein Schuh-Maniac). Ich bin in meiner schwarzen Jacke, schwarzen Hose und meinen Business Lederstiefeln durch die Strassen Midtowns gelaufen, mit meiner kleinen (neuen) Tasche ueber der Schulter, flinken Fusses, wie man das hier halt so macht. Mich hat kein Touri-Werbemensch angesprochen, niemand hat mir eine Kutschfahrt im Central Park oder ein Essen im "Dr. Jekyll und Mr. Hyde"-Restaurant angeboten... Und das ist der Unterschied. Ich bin kein Tourist (zumindest nicht Vollzeit) - ich gehoere dazu, zum Business-Leben Manhattans

Das sah noch anders aus, als ich wegen des Regens meine Trekkingschuhe zu demselben Outfit getragen habe. Klar, ist das bequemer zu laufen, aber man wird sofort enttarnt. Und das eigene Gefuehl ist auch ein anderes. Als Tourist (in Trekkingschuhen) ist man halt zu Gast, ist fremd, muss sich erst zurecht finden. Als Dazugehoerige (von New Yorker wuerde ich hier nicht sprechen, dazu gleich mehr) kennt man sich aus, kennt die kuerzesten Wege, kann an der roten Ampel vorangehen und die anderen folgen. Leider kann man sich als "Dazugehoerige" allerdings nicht die ganze Zeit die hohen Haeuser ansehen, weil man dann doch wieder als Tourist enttarnt wuerde...aber die kann ich mir ja am Wochenende in meinen bequemen Schuhen ansehen.

Als New Yorker wuerde ich mich natuerlich nicht beschreiben. Wer kann das schon? Noch nicht einmal meine hiesige Chefin, die seit mehr als einem Vierteljahrhundert hier lebt, wuerde sich als New Yorkerin bezeichnen. Diejenigen, die in New York geboren wurden und hier aufgewachsen sind, wuerden es ihr veruebeln, sich als eine von ihnen aufzuspielen. Es gibt also die New Yorker, die Zugezogenen und die Touristen (und mich). Quasi wie in Haltern mit den Halterernern und den Halternern, aber das ist eine noch kompliziertere Geschichte (ich bin uebrigens Halterernerin, obwohl eigentlich auch nur noch Gast...oder?) ... Nunja, aber wie sich doch alles im Grossen und Kleinen widerspiegelt, nicht wahr? :)

J

P.S. Ich moechte dazu anmerken, dass ich natuerlich die Touristen hiermit nicht diskreditieren moechte. Ich freue mich nur, dass ich die Wahl habe.

Dienstag, 9. März 2010

Kontaktpflege bei Kaffee und Croissant

Heute ist ein Tag der Kontaktaufnahme und -pflege. Gegen 11.30 Uhr habe ich mich mit zwei Kolleginnen und einem Freien Journalisten zu einem spaeten Fruehstueck im Cafe "Petrossian" getroffen. Er schreibt unter anderem fuer das Wall Street Journal sowie fuer Opera News. Bei Kaffee und Croissant (oder in meinem Fall Muesli mit Joghurt) ging es in dem Gespraech um die Welt der klassischen Musik in den USA. Ganz zwanglos konnten wir unsere Klienten einbringen (ja, ich habe auch eingestreut, fuer wen ich in Deutschland arbeite), haben darueber hinaus ueber diese und jene Institution gesprochen, diesen und jenen kulturellen Tipp ausgetauscht. Der pesoenliche Kontakt zu den Journalisten wird hier sehr gross geschrieben. Und auch wenn oder gerade weil das Gespraech eine Weile gedauert hat, wird es sehr wahrscheinlich zum Erfolg fuehren - denn man kennt sich und weiss, dass man sich auf eine weitere gute Zusammenarbeit verlassen kann.

Auch zurueck im Buero geht es heute vor allem darum, Kontakt aufzunehmen. Zum Beispiel zu Orchestern, mit denen Alisa Weilerstein spielen wird sowie Festivals, die sie in ihrem Programm haben (u.a. der Bad Kissinger Sommer und das Schleswig-Holstein Musik Festival in Deutschland). Ich entwerfe dazu Briefe und E-Mails.
Zwei Kolleginnen sind derweil damit beschaeftigt, Medienkontakte anzurufen, um nach einer Rueckmeldung zu einem Pressegespraech zu fragen - das kommt mir doch sehr bekannt vor. Und auch hier ist es wie im beschaulicheren Herne: Wir sammeln Jas, Neins und Vielleichts... Einige Journalisten sind freundlich, andere weniger. Aber was das fuer den Tag selbst bedeutet, weiss man ja nie so genau...Same old, same old.


Heute Abend treffe ich mit meiner hiesigen Chefin, Constance Shuman, zum Dinner. Erstmals in vier Wochen geben wir uns so die Chance, uns ueber unseren Beruf etc. auszutauschen. Die Karte der "Brasserie 8 1/2" verspricht derweil keine vegetarischen Gerichte...aber Fisch in diversen Varianten. Da wird sich wohl etwas finden lassen.

J

Montag, 8. März 2010

Glitzer und Glanz in NYC

Passend zum Glanz der Oscars ist die Sonne seit dem Wochenende zu Gast in New York. Auch wenn der guelden glitzernde Bursche in L.A. vergeben wird, so sah man ihn hier am Wochenende doch in allen Groessen und Formen ueber die Strassen und in den Bars glaenzen. Natuerlich hat das ganze Buero die Verleihung geguckt - und natuerlich hatte jeder etwas anderes auszusetzen. Ich persoenlich habe gestern erstmals die komplette Verleihung gesehen und bin fast erblindet von so vielen strahlend laechelnden Menschen und ihren Glitzerkleidern.

Auch wenn die Auswahl des "besten Films" auf zehn aufgestockt wurde in diesem Jahr, so hatte man doch das Gefuehl, dass es sich insgesamt um nur fuenf Filme drehte (und zwar bei jedem Award - ausser vielleicht Kurz- und Dokumentarfilme)...naja. Ich haette mir ja gewuenscht, dass Carey Mulligan fuer ihre Rolle in "An Education" mit einem Oscar belohnt wuerde (habe den Film auf dem Hinflug gesehen - grooossartig!), dachte mir aber, dass die Grand Dames of Hollywood bedacht werden. Und dann gewann Sandra Bullock...
Aber wie in jedem Jahr hat mich die Verleihung neugierig gemacht, z.B. auf "Hurt Locker".

Wie dem auch sei. Heute geht alles wieder back to normal. Das heisst fuer mich: Recherche, Recherche zu Alisa Weilerstein. Diese Frau ist wirklich beeindruckend. Die Cellistin ist ein Jahr aelter als ich, tourt unentwegt durch die Welt, meistert ihren ausgefuellten Kalender trotz Diabetes und ist zudem unglaublich freundlich. Und ganz nebenbei ist sie auf dem besten Weg, ein Superstar der klassischen Musikszene zu werden. Respekt.

J

Freitag, 5. März 2010

It's up to you

Hier ein paar Impressionen aus meinem kuenstlerischen Input der vergangenen Tage:

1. MoMA (The Museum of Modern Art). Das Museum - unweit unseres Bueros - hatte gestern Abend seine monatliche MoMa Night. Das bedeutete: Zugang zu allen Ausstellungsraeumen plus Bar und DJ bis 20.45 Uhr. Ich bin gemeinsam mit zwei Kolleginnen hingegangen - die eine ist "MoMA-Member", die andere war, wie ich, noch nie zuvor in dem (besten) Museum (der Welt). Zuerst ging es in die sehr bel(i)ebte Tim Burton-Ausstellung. Seine Monster und Filmfiguren (Batman, Edward mit den Scherenhaenden, Nightmare before Christmas...) sowie diverse Zeichnungen und Kostueme ziehen die (vor allen jungen) Massen an, wie ich es sonst nur vor der Mona Lisa im Louvre gesehen habe. Es gab soooo viel zu sehen, dass quasi schon nach einer halben Stunde die Reizueberflutung einsetzte.

Dennoch gingen wir (fast) unerschrocken weiter: zu der modernen Kunst des auslaufenden 19. Jahrhunderts, zur Kunst des fruehen 20. Jahrhunderts... Expressionismus, Kubismus, Fluxus ... weiter zu Monet's Wasserlilien und schliesslich William Kentridge. Ueberwaeltigend. Von der Bar und dem DJ haben wir nicht mehr so viel mitbekommen. Aber das gibt es ja auch woanders. Die MoMA (leider) nur hier...

Heute konnte ich mich fuer ein paar Stunden aus dem Buero stehlen und das Guggenheim-Museum besuchen. Allein schon architektonisch beeindruckend! In der Rotunda, dem spiralfoermigen Hauptgebaeude, gibt es derzeit keine Kunstausstellung im eigentlichen Sinne. Stattdessen wird der Besucher - also ich - von einem Kind angesprochen und von ihm mit auf die Resie genommen.

Meine Einstiegsperson in "Progress" hiess Jeremy (ca. 9 Jahre alt) und hat mich zu meiner Definition von Progress gefragt. Ich sagte Development (Entwicklung). Und er uebergab mich mit dieser Angabe an ein Teenager-Maedchen. Sie hat sich mit mir ueber meinen Zugang zu Progress, Entwicklung etc. unterhalten und mich schliesslich an einen etwa 40-jaehrigen Mann ueberreicht. Wir haben ueber Risiko, Veraenderung und Entscheidungen im Leben gesprochen. Hinter einer Saeule verschwand er ploetzlich und eine aeltere Dame stand an meiner Seite. Sie hat mir von den Vorzuegen des Alters erzaehlt (mhm, ID55...kenn ich), von ihrer Biografie und dem Lauf des Lebens. Am Ende standen wir an der obersten Spitze der Spirale und sie wuenschte mir "Good luck". So bin ich Teil des Kunstwerks geworden - so wie viele andere Besucher auch.

Anschliessend habe ich mir (ganz allein) einen Film zur Geschichte des Muesums und seinem Aufbau angesehen. Dieser Film laeuft nur zweimal im Monat, aber anscheinend hatte niemand ausser mir davon Notiz genommen... Egal. Nach einer weiteren Durchwanderung der Spirale und der Nebengebaeude bin ich dann die 5th Avenue hinunter zum Buero gelaufen - voellig ueberladen mit allerlei Eindruecken und einem Laecheln im Gesicht.

J

Donnerstag, 4. März 2010

Von Klicks und Konzerten

Hier eine Ergaenzung zu den bisherigen Konzertbesuchen: Gestern gaben die New York Philharmonic ein "Rush Hour"-Konzert im Lincoln Center. Dort zu sein, nachdem man in der Met und in der Carnegie Hall begeistert wurde, drueckt ein wenig die Erwartungen. Der Saal kann nicht mit den grossen Adressen mithalten. Aber das muss er auch gar nicht. Es geht ja um die Musik und nicht nur um die Innenausstattung... Die Darbietung der Werke von Mozart war super. Der Dirigent, Alan Gilbert, fuehrte das Orchester souveraen durch ein etwa einstuendiges Konzert. Fuer mein Empfinden fehlte es ein bisschen an Gefuehl. Ich konnte - anders als bei Osmo Vaenskae - die Musik nicht greifen. Er hat die Musiker geleitet, nicht aber die Musik. Aber ich vermute, das ist schlichtweg Typsache - rein technisch gab es nichts auszusetzen.

Heute ging es im Buero wieder um Internet-PR. In einem so called "Webinar" sprachen zwei Angestellte von Cision ueber den Einsatz von Social Media in der PR-Arbeit. Ich hatte mir mehr davon versprochen, als es geboten hat, aber es bestaetigte, was ich zuvor gehoert hatte. Und es hat mir (wieder) gezeigt, dass dieser Bereich in Amerika schon weit ausgewachsener ist als in Deutschland. Wir muessen wohl erst noch die deutsche Scheu vor Neuem ueberwinden :)

Kleine Ergaenzung zu gestern: Der Live Webcast verzeichnete 15.000 Views. Es gab also durchaus Resonanz.

J