Mittwoch, 10. März 2010

Schuhkontrolle

Heute mal wieder eine allgemeine Beobachtung. In meiner Mittagspause bin ich zwei Blocks vom Buero entfernt zu einem kleinen Suppen-Imbiss gegangen. In New York dreht sich alles um Suppen. Sandwiches und Suppen. Aber davon wollte ich nicht erzaehlen (obwohl meine "Three Lentil Chilli Soup" wirklich delicious war).

Vielmehr startet meine Beobachtung an meinen Fuessen (ich weiss, ich habe schon einmal ueber Stiefel geschrieben, aber wer mich kennt, weiss, ich bin nun wirklich kein Schuh-Maniac). Ich bin in meiner schwarzen Jacke, schwarzen Hose und meinen Business Lederstiefeln durch die Strassen Midtowns gelaufen, mit meiner kleinen (neuen) Tasche ueber der Schulter, flinken Fusses, wie man das hier halt so macht. Mich hat kein Touri-Werbemensch angesprochen, niemand hat mir eine Kutschfahrt im Central Park oder ein Essen im "Dr. Jekyll und Mr. Hyde"-Restaurant angeboten... Und das ist der Unterschied. Ich bin kein Tourist (zumindest nicht Vollzeit) - ich gehoere dazu, zum Business-Leben Manhattans

Das sah noch anders aus, als ich wegen des Regens meine Trekkingschuhe zu demselben Outfit getragen habe. Klar, ist das bequemer zu laufen, aber man wird sofort enttarnt. Und das eigene Gefuehl ist auch ein anderes. Als Tourist (in Trekkingschuhen) ist man halt zu Gast, ist fremd, muss sich erst zurecht finden. Als Dazugehoerige (von New Yorker wuerde ich hier nicht sprechen, dazu gleich mehr) kennt man sich aus, kennt die kuerzesten Wege, kann an der roten Ampel vorangehen und die anderen folgen. Leider kann man sich als "Dazugehoerige" allerdings nicht die ganze Zeit die hohen Haeuser ansehen, weil man dann doch wieder als Tourist enttarnt wuerde...aber die kann ich mir ja am Wochenende in meinen bequemen Schuhen ansehen.

Als New Yorker wuerde ich mich natuerlich nicht beschreiben. Wer kann das schon? Noch nicht einmal meine hiesige Chefin, die seit mehr als einem Vierteljahrhundert hier lebt, wuerde sich als New Yorkerin bezeichnen. Diejenigen, die in New York geboren wurden und hier aufgewachsen sind, wuerden es ihr veruebeln, sich als eine von ihnen aufzuspielen. Es gibt also die New Yorker, die Zugezogenen und die Touristen (und mich). Quasi wie in Haltern mit den Halterernern und den Halternern, aber das ist eine noch kompliziertere Geschichte (ich bin uebrigens Halterernerin, obwohl eigentlich auch nur noch Gast...oder?) ... Nunja, aber wie sich doch alles im Grossen und Kleinen widerspiegelt, nicht wahr? :)

J

P.S. Ich moechte dazu anmerken, dass ich natuerlich die Touristen hiermit nicht diskreditieren moechte. Ich freue mich nur, dass ich die Wahl habe.

1 Kommentar:

  1. Hallo Julia,
    mal eine ganz andere Sichtweise einer Frau zu dem Thema Schuhe. Es geht also doch, wir kaufen die Dinger nicht nur, wir philosophieren sogar darüber. Aber ernsthaft, ich lese deine Infos aus dem fernen New York sehr gerne und es ist einerseits sehr schade, dass ich sie nun nicht mehr lesen werde, da du bald wieder back in good old Germany sein wirst.
    Aber andererseits freue ich mich natürlich viel mehr auf Infos direkt von dir.
    Du fehlst uns hier und wir freuen uns schon gaaaaaanz doll auf deine Rückkehr.
    Bis dahin wünsche ich dir natürlich noch eine super gute Zeit an der Westküste, mein Hippie-Mädchen!
    Bis bald
    Elke

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